Funktionsunterwäsche aus Aramid

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minibootsmann
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Funktionsunterwäsche aus Aramid

#1 

Beitrag von minibootsmann »

 Themenstarter

Moin zusammen,

am Samstag haben wir uns in kleiner Runde über Möglichkeiten unterhalten, nicht immer in der steifen Motorradhose unterwegs zu sein. Wenn es etwas leger zugehen soll, sahen wir drei Möglichkeiten:
  • 1. Stoffhose anziehen und auf Sicherheit verzichten
  • 2. Motorrad-Jeans kaufen
  • 3. Abriebfeste Funktionswäsche aus Aramid unter einer beliebigen Hose tragen
Punkt 1. ist nicht weiter diskutabel.
Punkt 2. ist eine gute Lösung, doch man muss schon suchen, bis man die passende Hose hat. Auch der Schutzfaktor ist unterschiedlich.
Punkt 3. ist interessant, denn man kann "beliebige" Kleidung über der Schutzschicht tragen. Dazu habe ich bislang drei Produkte gefunden:
  • Abra-Guard von SGS
  • adiuvaSplit von Adiuva
  • Aramid-Unterwäsche der Bundeswehr oder US-Army
In der Reihenfolge der Auflistung fallen auch die Preise. Dabei stellt sich die Frage, ob Aramid = Aramid ist. Zumindest SGS behauptet, daß sie ein noch nie dagewesenes Material einsetzen, welches ihre Produkte absolut sicher macht. Wenn das aber reines Marketing ist, könnte man zum Schutz ebenso die weitaus günstigere BW-Unterwäsche benutzen, sofern diese vernünftig sitzt.

In dieser Frage sind wohl eher die Werkstofftechniker unter uns gefragt: Gibt es Sicherheitsunterschiede bei den verschiedenen Ausführungen von Aramidgewebe?

Natürlich ist der Schutz der Gelenke gegen Stöße mindestens ebenso wichtig, aber das ist ein anderes Thema. 8)

Schöne Woche noch!

Gruß, Helmut
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Re: Funktionsunterwäsche aus Aramid

#2 

Beitrag von TST »

Hallo Helmut,

das ist ein interessantes Thema das Du da ansprichst und ich bin mir sicher, das es sich lohnt mal drüber zu diskutieren.
Aramid-Fasern finden immer öfters Einsatz in den unterschiedlichsten Bereichen, da sie immer preisgünstiger werden.
Ich bin mir sicher, das Unterwäsche, die bei der US-Armee Verwendung findet, von höchster Qualität ist und ich kann mir gut vorstellen, das die Faser in Verbindung mit herkömmlichen Sturzprotektoren gut gegen z.B. spitze Steine und deren Wirkung beim Sturz ist.
Aktuell findet so etwas Anwendung bei den Profis bei der " Dakar ".
Hätte ich vor gut 10 Jahren gebrauchen können. Nürburgring - Nordschleife. Da hab ich mir ein riesen " Schürfing " in die Haut gebrannt/gerutscht. Hab halt mein Geld in`s Moped investiert.

Gruß Thomas
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Re: Funktionsunterwäsche aus Aramid

#3 

Beitrag von DROldie »

Hi zusammen,

das finde ich auch interessant!

Aber "nur" weil es von der Army verwendet wird ist ja keine Garantie das alles passt... Krepierende Gewehre im Dauerfeuer, Hummer Probleme ohne Ende... Letzen Endes ein Rennen um Aufträge zu bekommen.
Ich bin gespannt ob es Rückmeldungen von Fachleuten gibt!

Aber Sicherheitstechnisch, ist da prinzipiell bestimmt einiges drin, im positiven Sinn! Wobei die Dämpfung beim Aufprall bestimmt auch sehr wichtig ist, wie Helmut auch schon geschrieben hat. Die Möglichkeiten ( unabhängig vom Geld ) sind bestimmt sehr groß, leichte ( luftige ) Klamotten die nicht besonders auftragen, aber maximalen Schutz bieten :D
Ich habe zum Glück erst nach der Investition von richtig guten Stiefeln und Handschuhen einen ( durch Dosenfahrer unfreiwillig herbeigeführten....) Abflug erleben dürfen, wo ich Dank der Stiefel, Handschuhe und Kombi NUR Prellungen, zum Glück keine derben Abschürfungen oder sogar Brüche, erlitten hatte... Ohne Ausrüstung.... :shock: :oops: :cry:

Geschütze Grüße
Peter
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minibootsmann (12 Jan 2022 08:35)
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Re: Funktionsunterwäsche aus Aramid

#4 

Beitrag von TST »

Bei dieser Faser ist die Hitzebeständigkeit das Entscheidende, sprich bei der Rutschpartie auf`m Asphalt kommt die Reibungshitze und die netten kleinen Steine ( Rollsplit ) nicht bis auf die Haut. :mrgreen:

Thomas
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DROldie (11 Jan 2022 23:24), minibootsmann (12 Jan 2022 08:35)
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Re: Funktionsunterwäsche aus Aramid

#5 

Beitrag von minibootsmann »

 Themenstarter

Moin,

laut Wikipedia gibt es para- und meta-Aramidfasern. Para-Aramid ist abriebsfest und meta-Aramid ist hitzefest. Schutzkleidung für Motorradfahrer sollte folglich aus para-Aramid bestehen.

Aramid-Unterwäsche der Armee besteht angeblich grundsätzlich aus meta-Aramid. Diese Behauptung kann ich nicht bestätigen und finde auch keine Fakten im Internet dazu. Sie wurde in einem "Testbericht" zu Abra-Guard von SGS getätigt und ich weiß nicht, ob sie korrekt ist. Wenn ja, ist Armee-Unterwäsche mangels Abriebfestigkeit für Motorradfahrer nicht geeignet.

Dann blieben noch die beiden Produkte Abra-Guard und adiuvaSplit übrig. Vielleicht kennt ja jemand noch Alternativen...

Viele Grüße,
Helmut
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Re: Funktionsunterwäsche aus Aramid

#6 

Beitrag von TST »

Hi Helmut,

über die Spezifikationen von Bekleidung mit " Mil.-Standard " wirst Du kaum Info`s im Net finden. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand. Vielleicht weiss Jerry mehr. ( grumpyoldgerman )
Ich selbst mußte zeitweise Schutzbekleidung mit Aramidanteil bei der Arbeit tragen. War im Sommer nicht immer angenehm.
Die Faser selbst ist sehr dünn und wird als Gewebe mehrlagig aufgetragen ( Sandwichtechnik ). Im Verbund mit Baumwolle.
Somit wird sowohl hohe Abriebfähigkeit wie auch hohe Hitzebeständigkeit erreicht bei " angenehmen" Tragekomfort. Das jedenfalls versprechen die Hersteller. Zusätzlich soll die dazwischen liegende Klimamembran für Abfuhr von Körperfeuchte sorgen.

Ich für meinen Teil trage, je nach Anforderung, die normale Funktionsunterwäsche und die Schutzbekleidung drüber. Es gilt, je nach Land, einige Bestimmungen zu beachten. Z.B. Frankreich: Helm, Jacke, Hose müssen reflektierendes Material beinhalten.
Irland: Jacke muß zu 80% reflektierendes Material beinhalten ( Warnweste geht auch ).
Ich find das einfach nur Schei... wenn nach einem Rutscher eine Arschbacke schön verpackt in Aramid aus der Hose hängt.

Gruß Thomas
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minibootsmann (12 Jan 2022 19:40)
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Re: Funktionsunterwäsche aus Aramid

#7 

Beitrag von he-moto »

Hallo,

ich fahre auf der Harley die SGS Abraguard Wäsche + Xelion Cellshield Protekoren von Louis.

Ich bin kein Werkstofftechniker, kann jedoch sagen, dass die Wäsche hochwertig verarbeitet ist. Nach drei Jahren habe ich etwas Pilling (kennt
man auch von Fleecekleidung), was nicht mehr ganz so schön aussieht, aber die Funktion nicht einschränkt. Man merkt der SGS-Klamotte an,
dass sie als Motorradkleidung konzipiert ist, da Schnitt und Protektorentaschen wirklich gut passen. Wichtig ist, dass die Wäsche unter der normalen
Kleidung getragen wird. UV-Strahlung schädigt die Fasern und die Schutzwirkung wird reduziert!

Die Protektoren sind wirklich super-dünn. Wenn man SAS-tec gewohnt ist, ist das vom Tragegefühl tatsächlich am Anfang gewöhnungsbedürftig.

Ich trage über der Wäsche eine normale Jeans, welche jedoch eine Nummer größer ist als normal (31x32 statt 30x30 im Alltag). Der Hintergrund
ist, dass die Unterwäsche und die Protektoren minimal auftragen und die Hose sonst kneift. Etwas länger, weil sonst beim Sitzen auf dem
Motorrad die Hose zu kurz wird.

Wenn ich das SGS-Oberteil trage kombiniere ich es meistens mit einem dieser Motorrad-Hoodies (meiner ist von Polo) in dem dann auch der
Level1 SAS-tec Rückentprotektor steckt (Gelenk-Protis also in der Unterwäsche, RüPro im Hoodie > sieht dann beim Eisessen nicht so doof aus...).

Aktuell trage ich als Oberteil aber lieber mein Motorrad-Hemd von Jon Doe, da innen auch komplett aus Aramid und besser belüftet:
https://www.ridejohndoe.com/en/jdl5004- ... black.html

Ich würde jederzeit die Kombi aus SGS-Hose + John Doe Hemd ("Jacke") kaufen, da es als Motorradkleidung gut funktioniert und nicht nur
auf Fotos gut aussieht!

Hoffe, das war hilfreich.

Viele Grüße
Henrik
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minibootsmann (22 Jan 2022 14:54)
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Re: Funktionsunterwäsche aus Aramid

#8 

Beitrag von minibootsmann »

 Themenstarter

Hallo Henrik,

vielen Dank für Deinen Erfahrungsbericht. Ich hoffe, daß das dem einen oder anderen Interessierten bei der Forumssuche hilfreiche Informationen liefert. :idea:
Für mich ist das Thema insofern interessant, als daß ich hoffe, daß Aramid eines Tages fester Bestandteil von Motorradkleidung wird.

Da ich derzeit "nur" die DR650 habe, besteht für mich kein Bedarf an "leicher Bekleidung". Ich persönlich fühle mich auf einer Enduro in Jeans eher underdressed und trage da lieber Schutzkleidung, die nach Motorradkleidung aussieht. Wenn ich eines Tages eine PanEuropean oder ein anderes "Dickschiff" fahre, werde ich da wahrscheinlich anders drüber denken. 8)

Ich wünsche allen, die hier mitlesen, noch ein schönes Wochenenede!

Viele Grüße,
Helmut
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