Das Thema "Altern von Benzin" ist so interessant wie vielschichtig.
Zum ersten muss man sich die Herstellung von Benzin vor Augen halten, hier gibts eine schöne Beschreibung, inkl. Schatische Darstellung des Destillationsturms mit den einzelnen Fraktions-Ebenen:
http://www.seilnacht.com/Lexikon/erdoel.html
Wenn man sich diese Mehrstufige Destille nun vor Augen hält und annimmt dass Benzin ein Stoffgemisch aus Siedepunkten von knapp 25° bis etwa 200° (Unterschiedliche Quellen -> Unterschiedliche Angaben) ist auch klar dass sich diese Bestandteile auch weiter verflüchtigen können. Dazu unten mehr.
Zusätzlich zur Destillation kommen aber noch andere Prozesse zum Einsatz, Entschwefelung, Beimengung von Stoffen zur Erhöhung der Klopffestigkeit, Beimengung von Ethanol (E5/E10), etc. Benzin hat in dem Bereich einfach auch eine Wandlung mitgemacht im Verlauf der letzten paar Jahrzehnte, angefangen beim Wegfall der Bleizusätze, weiter über den Entzug der Benzol-Anteile, dann die immer weiter erhöhte Klopffestigkeit (kann sich jemand noch an ROZ91 erinnern?) und mittlerweile die Beimischung von Ethanol und wasweissichwasnoch.
Klar dass das Benzin nicht mehr die gleichen Lagereigenschaften hat wie vor 25 Jahren.
Wenn man jetzt die unterschiedlichen Bedingungen ankuckt die am Motorrad herrschen kann man auch erkennen dass der Sprit unterschiedlich altern MUSS:
Benzintank: Geschlossener Behälter mit Entlüftung die mit Filz oder anderen Filtern vor Dreck geschützt wird. Dadurch ist die Durchlässigkeit schonmal begrenzt.
Schwimmerkammer: Geschlossener Behälter der aber ohne jeglichen Filter entweder direkt an Atmosphäre geht oder noch durch einen Schlauch begrenzt wird. Ausserdem wird der Vergaser warm, nach dem Abstellen des Motors ist ja nicht automatisch gleich sämtliche Wärmeenergie weg.
Es liegt meiner Meinung nach also schon auf der Hand warum Sprit in der Schwimmerkammer schneller altert als der Sprit im Tank. Die Stoffe die sich zuerst verflüchtigen sind die mit dem niedrigsten Siedepunkt, niedriger Siedepunkt bringt eigentlich immer auch einen niedrigen Flammpunkt mit. Das heisst all das was mit wenig Energie zum verbrennen gebracht werden kann verschindet nach und nach und zurück bleibt der Teil der mehr Energie braucht um gezündet zu werden.
Eigentlich Logisch, oder?
Woran liegt es jetzt dass unterschiedliche Motoren unterschiedlich auf lange Standzeiten reagieren? Ich denke hier muss Kommissar Zufall auch ein wenig helfen, angenommen die Schwimmerkammer wird über einen Schlauch belüftet reicht dieser ja meist bis runter zum Schwingenlager, hier sammelt sich (zumindest bei mir) immer auch Dreck. Dadurch wird der Querschnitt verengt, die Belüftung begrenzt, die Verdunstung limitiert und die Alterung reduziert. Möglicherweise. Andere Faktoren können aber auch eine Rolle Spielen, vielleicht muss ja der ein oder andere (wie ich) zur Garage erstmal ne Weile durch ein Wohngebiet fahren mit 30km/h oder weniger, niedriger Drehzahl, wenig Wärme und der andere kommt von der Landstraße die er voll auf Angriff gefahren ist und stellt die Karre kurz nach Ortsschild bullenheiss in die Garage. Auch könnten unterschiedliche Querschnitte der Belüftungsöffnung durch mehr oder weniger gelungenen Aluguss vorkommen. Alles im Bereich des möglichen.
Aber, ganz ohne diesen Geistigen Erguss zu berücksichtigen....
erscheint mir Wolfgangs Theorie im konkreten Fall den der Themenersteller geschildert hat eher plausibel.
Puh. Jetzt muss ich erstmal Finger kühlen. Mahlzeit!
Gruss Dominik