stefanrb hat geschrieben: ↑03 Jan 2014 09:55
Nachdem mich Admin Dennis nochmal via Email angesprochen hat, erlaube ich mir mal ein längeres "Pamphlet" zu Gabelfedern....
Grundsätzlich muss man zwischen linearen und progressiven Federn unterscheiden.
Mit linearen Federn kann mehr Federweg genutzt werden, allerdings ist die Federrate eben auch nur für einen Last/ Einsatzzweck definiert.
Progressive Federn decken einen größeren Einsatzbereich ab, dafür nehmen sie Federweg weg - im stark progressiven Bereich arbeitet die Gabel kaum/ selten.
Egal welche Feder: Vorspannen mit Hülsen führt NICHT zur Erhöhung der Federhärte. Die einfache Erklärung - ganz ohne Physik - ist auch die logische: Es ist ja immer noch der gleiche Federdraht verbaut!
Bei linearen Federn kann ein zu starkes Vorspannen (zu lange Hülsen) zum Blockieren der Feder, damit zum Federbruch und natürlich auch zu gefährlichen Fahrsituationen führen.
Mit einem Federbruch ist bei progressiven Federn kaum zu rechnen, die Feder kommt aufgrund der immens ansteigenden Progression nicht zum Durchschlagen.
Allerdings wird durch die "Vorlast" der weichere Bereich der progressiven Feder zusammengedrückt - das Ergebnis ist eine sehr unsensible Gabel mit sehr wenig Federweg.
Auch damit sind gefährliche Fahrsituationen vorprogrammiert: der Bodenkontakt, z.B. in Kurven mit welligen Belag ist nicht gesichert, man rutscht eher weg.
Mit der richtigen! Federhärte und der richtigen Vorspannung sollte der Negativfederweg einer DR mit Fahrer/Last vorn ca.45mm, hinten ca 60-70mm betragen.
Die Federraten bei Enduros liegen im Bereich von 4.0 bis 5.5 N/mm - man sieht: die Unterschiede sind nicht so sehr groß! Im Anhang die Federraten ...
Der Einfluß des Öls:
Das Gabelöl schmiert, dämpft aber federt..NICHT! (Flüssigkeiten lassen sich nicht komprimieren, Luft aber schon!)
Deswegen:
1. Öl regelmäßig wechseln - fürs gute schmieren! Viele Gabeln die ich zerlege, sind einfach durchgeschliffen - durch total verdrecktes Öl!
2. Richtige Viskosität nutzen - für die richtige Dämpfung! In eine DR Gabel gehört 10er Öl!
Härteres Öl verhindert durch mehr Dämpfung sicher zu schnelles einfedern, die Gabel kommt aber eben auch langsamer wieder zurück - kurze Wellen und dein Rad ist "in der Luft"!!
Weicheres Öl? Die Gabel kann bei kurzen, harten Schlägen schneller reagieren - aber gerade bei tiefen Durchfedern auch viel zu schnell zurückkommen - "springen".
An der DR Gabel gibts nichts einzustellen, das simple Dämpferrohr ohne Plattenventile arbeitet stark progressiv - daher, aus der Vorgabe von Suzuki und aus eigener Erfahrung empfehle ich bei 10er Viskosität zu bleiben.
3. Luftkammer korrekt einstellen! Die Luftkammer ist der Bereich Luft der sich von Oberkante Öllevel bis Oberkante Gabelrohr in zusammengeschobenen Zustand ohne! Feder ergibt. Die Luftkammer ist direkt für das Ansprechverhalten, die Progression der Gabel (also auch Federverhalten) zuständig. Die Luftkammer ist - im Gegensatz zu Füllmenge pro Gabelholm - die viel genauere Einstellmöglichkeit.
Die Veränderung der Luftkammer um nur 10mm ergibt eine völlig andere Progressionskurve!! Oder anders gesagt: Ein Fehler von z.B. 20ml/2ccm beim Befüllen der Gabel führt zu einem ggf. ungewollten Fahrverhalten!
Fazit:
Für die richtige Einstellung der Gabel ist das Gesamtpaket entscheidend:
Feder, Vorspannung, Gabelölviskosität und Menge ergeben die gewünschte Einstellung!
Beispiel 1 - SUMO DR: harte Feder, steile Progression (kleine Luftkammer), wenig Vorspannung
Beispiel 2 - Enduro DR: Feder mit geringerer Anfangshärte, flache Progression (große Luftkammer), mittlere Vorspannung
Natürlich käme jetzt noch die Wichtung über das Fahrergewicht hinzu.
Nun biete ich ja z.b. auch Gabelfedern nach Fahrergewicht an.
Macht das Sinn bei progressiven Federn? Ich sage JA.
Natürlich braucht man bei progressiven Federn keine Abstufung von 0,1N/mm - wie das z.B. bei linearen Motocrossfedern zelebriert wird.
Man kommt mit einem Package von 3-4 Federsätzen klar - und kombiniert diese... genau mit der richtigen Lufkammer!
Nein es gibt kaum eine Berechnungsmöglichkeit für die Kombinationen. Dazu braucht man neben eine wenig Fachkenntnis einfach ErFAHRung
Zum Schluß noch einige Federdaten:
Bitte Aufpassen! Eine Feder für die eine 43mm Gabel muss nicht in eine andere 43mm Gabel passen: Die Standrohre haben verschiedene Materialstärken!!
Bereits bei 1mm größeren Außendurchmesser kann die Feder in der Gabel festklemmen - Unfallgefahr!
Ein paar (standard!!) Daten
DR 350 SHC USD 4,82 36 545 48 3,94
DR 350 '94- 4,7 36,7 553 50 3,2
DR 650 SE '96- 5,25 36,5 555 48 5,5
DR 350, S -'93 5,25 36,8 608 55 4,6
DR 650 -'95 ALLE 5 33,3 665 52 5,6
DR 650 (SP41B) 5 34 667 52 5,2