Rahmen Sandstrahlen - Auswirkung auf Materialgefüge

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Smuun
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Rahmen Sandstrahlen - Auswirkung auf Materialgefüge

#1 

Beitrag von Smuun »

 Themenstarter

Hallo liebe Leute.

Ich bin grade am zerlegen meiner Dr650Se und möchte den Rahmen neu lackieren. Jetzt habe ich mit einem Lackierer gesprochen und er ist der Meinung,
dass Sandstrahlen vom Rahmen nicht in Frage kommt, da es das Materialgefüge verändert und die Stabilität beeinflusst :?: .
Jetzt frage ich mich, ob das wirklich so gravierende Auswirkungen hat.
Bin nun am überlegen ob ich den Rahmen chemisch entlacken lasse.

Ist das nur Panikmache, oder hat er da recht?

Vielen Dank schonmal für eure Ratschläge.

Grüße
twostroke
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Re: Rahmen Sandstrahlen - Auswirkung auf Materialgefüge

#2 

Beitrag von twostroke »

Moin!

Da hat der Lackierer recht, Sandstrahlen sollte man nicht. Macht man aber normalerweise auch nicht, heutzutage wird doch meist Glasperlengestrahlt. Das kann man machen. Wird in Oldtimerkreisen immer wieder gemacht und auch in DR-Kreisen hält das langsam Einzug weil die Mopeds sich ja dem Oldtimer immer mehr annähern. Jüngster Beitrag war hierzu von Uli https://dr-650.de/viewtopic.php?f=10&t=11448

Problematisch wirds wohl in der Tat bei Alu-Rahmen, da wird der TÜV angeblich gerne empfindlich wenn an den Schweißnähten rumpoliert wurde. Habe ich aber bisher auch nur gelesen, mit meinem Alu-Rahmen-Motorrad war ich noch nicht beim TÜV.

Gruss Dominik
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Nico W
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Re: Rahmen Sandstrahlen - Auswirkung auf Materialgefüge

#3 

Beitrag von Nico W »

Mahlzeit,

Also von einer Gefügeänderung habe ich beim sandstrahlen noch nichts gehört... Und ich bin Zerpanungsmechaniker...
Bei uns wird alles gestrahlt auch Schweißbaugruppen die später als tragende elemente verbaut werden.
Ist meiner Meinung nach also Panikmache. Ich muss aber dazu sagen wir Glasperlenstrahlen unsere Werkstücke.

Auch sämtliche Moped Rahmen habe ich bis jetzt immer gestrahlt...


Mal ein Auszug von Wikipedia : Unter umgangssprachlich Sandstrahlen (engl. sandblasting, abrasive blasting), allgemeiner technischer Begriff: Druckluftstrahlen mit festem Strahlmittel, versteht man die Oberflächenbehandlung eines Materials oder Werkstücks (Strahlgut) durch Einwirkung von Strahlmittel, z. B. Sand als Schleifmittel gegen Rost, Verschmutzungen, Farbe, Zunder und andere Verunreinigungen oder zur Oberflächengestaltung durch Mattierung.

Es ist eine Oberflächenbehandlung und man arbeitet mit einem vergleichsweise geringem Druck so dass das Gefüge bleibt wie es ist.

Gruß Nico
Rechtschreibfehler sind Specialeffekts meiner Tastatur. :lol:
95 dB
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Re: Rahmen Sandstrahlen - Auswirkung auf Materialgefüge

#4 

Beitrag von 95 dB »

Alternativ gäbs noch Trockeneisstrahlen, das machen auch schon einige, es ist noch sanfter.
https://de.wikipedia.org/wiki/Trockeneisstrahlen
hiha
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Re: Rahmen Sandstrahlen - Auswirkung auf Materialgefüge

#5 

Beitrag von hiha »

Es ist eine völlig gängige Vorgehensweise, einen stahlrahmen sand zu strahlen. Mit Glasperlstrahlen hingegen wirst Du keinen noch so gammligen Lack in einer vernünftigen Zeit runter kriegen, und mit Trockeneis geht Lack überhaupt nicht weg. Das ist mehr was für z.B. Bitumen oder Unterbodenschutz, der durch die Kälte hart und spröde wird, und für Dreck und Oxidschichten.
Wo man beim Sandstrahlen aufpassen muss sind große dünnwandige Blechflächen (z.B. Motorhaube oder Tür), dass man nicht senkrecht und nicht zu lange draufbläst. Durch die Materialverdichtung kanns dann zu Verzug kommen. Faustregel beim Rahmen: Je schärfer (scharfkantiger) das Strahlgut, desto weniger Materialverdichtung. Aber für Details würde ich mal bei einer Sandstrahlerei nachfragen. Bei uns gibts mehrere, die auch Strahlkabinen vermieten, und Dich beraten können.
Bei dem hier http://www.braeuer-sandstrahlerei.de/ hats immer gepasst. Kannst ja mal dort anrufen.

Gruß
Hans
95 dB
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Re: Rahmen Sandstrahlen - Auswirkung auf Materialgefüge

#6 

Beitrag von 95 dB »

Stimmt nicht ganz, Lack geht mit Trockeneis ab, haben wir in der Firma ausprobiert.
Wir nutzen so ein Gerät. Natürlich ist ein Sandstrahler agressiver.
twostroke
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Re: Rahmen Sandstrahlen - Auswirkung auf Materialgefüge

#7 

Beitrag von twostroke »

hiha hat geschrieben:Es ist eine völlig gängige Vorgehensweise, einen stahlrahmen sand zu strahlen. Mit Glasperlstrahlen hingegen wirst Du keinen noch so gammligen Lack in einer vernünftigen Zeit runter kriegen
Hm, ich war jetzt der Meinung das Glasperlenstrahlen ist die gängige Methode weil nicht so abrasiv. Ich hab mir für meine alte Honda auch mal 2 Angebote machen lassen zum strahlen und neu beschichten da stand beidesmal drauf dass Glasperlgestrahlt wird.

Ich kenns nur ausm Gschäft, da wird mit Glasperlen auf Metallschichten rumgestrahlt die per Kathodenzerstäubung aufgebracht wurden, das geht schon. Aber zugegeben, der Faktor Zeit spielt da keine so große Rolle.

Gruss Dominik
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Gelöschter User

Re: Rahmen Sandstrahlen - Auswirkung auf Materialgefüge

#8 

Beitrag von Gelöschter User »

Hallo zusammen,

hier wird in der Regel nicht mit Sand gestrahlt. Der Rahmen wir in einer Kammer gestrahlt und dann mit Stahlkugeln, 0,3 - 1,0 mm Durchmesser.

Alexander
Smuun
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Re: Rahmen Sandstrahlen - Auswirkung auf Materialgefüge

#9 

Beitrag von Smuun »

 Themenstarter

Dann werde ich mir mal ein oder zwei Angebote einholen.
Kennt von euch jemand einen guten Laden dafür in Freiburg und Umgebung?
Und vielleicht auch noch einen guten Lackierer?

Grüße
Simon
Gelöschter User

Re: Rahmen Sandstrahlen - Auswirkung auf Materialgefüge

#10 

Beitrag von Gelöschter User »

Ich habe meinen Rahmen Anfang 2016, auf dem kleinem Dienstweg, strahlen lassen. 30€

Alexander
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AXL
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Re: Rahmen Sandstrahlen - Auswirkung auf Materialgefüge

#11 

Beitrag von AXL »

Mit stahlkugeln bist schon wieder genau bei der Fragestellung

Für jede Anwendung gibt es eigenes geeignetes Strahlgut.

Stahlkugeln verwendet man zum verdichten der Oberfläche
zB bei gewinkelten bearbeiteten Pleuelstangen.

Es gibt mineralische und organische Strahlmittel.

Glassperlen zB für Edelstahl, da in vielen Korund Eisen mit drin ist.
Das bringt dann über die Zeit eine Kontaktkorrosion zum Vorschein.

Glasmehl eignet sich hervorragend für Alu

Schmelzkammerschlacke zum Entrosten

Walnussschalen, Kunststoff Hartguss... Korund welches als Mehrweg immer wieder scharfkantig bricht.

Eis zum Reinigen ( wenn der Lack abgeht war der scheisse )

Usw usw.


Grob gesagt ... Gefügeveränderung beim Strahlen ist je nach Strahlgut möglich.

Bei einem pisseligen Stahlrahmen würd ich mir da keine Gedanken machen.

Ggf falls machbar mit Glassmehl strahlen. Das ist nicht so krass abrassiv
Grussi AXL
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Re: Rahmen Sandstrahlen - Auswirkung auf Materialgefüge

#12 

Beitrag von Hacky »

Grade beim linken Unterrohr des DR-Rahmens hätte ich bei allzuscharfen Strahlmittel Bedenken das sich das Gefüge von pickelig in löchrig ändert...
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Erst anhalten, dann absteigen. Reihenfolge beachten!
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Re: Rahmen Sandstrahlen - Auswirkung auf Materialgefüge

#13 

Beitrag von Gelöschter User »

Hallo AXL,

prinzipiell gebe ich Dir Recht, aber Stahlperlen der Größe 0,3 - 1,0 verdichten nicht wirklich irgendwas, ausser du hällst die Düse voll drauf aus kurzer Nähe mit max. Druck. Aber selbst da würde ich bei einem Stahlrahmen sagen, niemals. Bei Alu, usw. möglich. Wir strahlen schon ewig mit geh. Edelstahlkorn, da passiert gar nichts.

Alexander

PS: Aber bei einem geben ich Dir zu 100% Recht, bei dem DR Rahmen ist das wirklich vollkommen Wurscht.
Manny
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Re: Rahmen Sandstrahlen - Auswirkung auf Materialgefüge

#14 

Beitrag von Manny »

Habe glatt einen Horror bekommen und gleich mal bei meinem "Sandstrahlbetrieb" nachgefragt. (Weil ich schon 3 mal umlackiert habe.)
Dort grinste man mich nur an und sagte, das Sandstrahlen nur so ein Oberbegriff ist, er selber und seines Wissens auch die meisten anderen verwenden schon seit Ewigkeiten Glasperlen...die haben etliche Vorteile. Allerdings wüßte er auch nicht, was da das Material angreifen sollte, es käme da doch wohl eher auf den Druck an.
hiha
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Re: Rahmen Sandstrahlen - Auswirkung auf Materialgefüge

#15 

Beitrag von hiha »

Die einzigen Probleme mit Glasperlen die ICH kenne, treten bei recycliertem Strahlsand auf. Gebrochene Glaskugerl sorgen für scharfkantige Einschläge.
In der Luftfahrt, speziell bei Leichtmetallen wie z.B. hochfesten Alu- und Titanlegierungen, kann das zu Dauerbrüchen führen, deshalb wird da nur frisches Strahlgut angewandt.

Gruß
Hans
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Manny (20 Feb 2017 00:42)
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